top of page

Bodenvoraussetzungen für gesunde Pferdehufe

gesunde Pferdehufe im Sand
gesunde Pferdehufe im Sand

Offen- und Aktivställe sind im Moment sehr beliebt bei Pferdebesitzer*innen. Tolle Konzepte sind gefragt und gesucht, dabei einen guten Kompromiss zwischen idealen Bodenverhältnissen für das Pferd und den Bedürfnissen der Stallbetreibenden zu finden – gar nicht so einfach. Denn das Ganze soll ja auch instand und sauber gehalten werden können.

Ohne in diesem Artikel auf die verschiedenen Fütterungsmethoden einzugehen, soll es hier um die Wechselwirkungen verschiedener Böden gehen. Was kann gesunde Hufe unterstützen und weshalb haben viele Pferde auf einmal ein Problem mit zuviel Abrieb und Fühligkeit in modernen Ställen.

 

Kann ich meinen Offenstall oder meine Auslauffläche selbst gestalten, habe ich ideale Voraussetzungen individuell auf meine Pferde einzugehen. Schmale und enge, oft Hufe mit guter Sohlenwölbung brauchen mehr Fläche mit härterem Boden, damit genug Gegendruck vorhanden ist. So kann der Hufmechanismus voll zum Tragen kommen. Bei Pferden mit flacheren Hufen, die eher breiter sind, sind harte Böden zwischendurch sehr hilfreich, aber auf Dauer auch strapaziös, da der Hufmechanismus, der sowieso bereits auf weichen Böden gut arbeitet, noch verstärkt wird.

Für beide Ausprägungen ist es nicht hilfreich nur eine Bodenbeschaffenheit im Auslauf zu haben. Und wie immer gibt es noch viele Mischformen zwischen diesen beiden Ausprägungen bei den Pferdehufen.

 

Bei Barhuf Pferden ist es manchmal herausfordernd ein Gelände als Auslauf zur Verfügung zu stellen, dass genug Abrieb bietet, aber nicht zu viel und auch nicht zu wenig. Was ist also ideal? Am besten bietet die Auslauffläche verschiedene Böden, die möglichst dem vor Ort herrschenden Ausreitgelände ähnlich sind. So kann der Huf sich im Idealfall an die Bodenbeschaffenheiten gewöhnen und sich auch besser adaptieren. Bei vielen harten, steinigen Ausreitwegen ist eine 100% Haltung der Pferde in einem weichen Sandpaddock also sicher nicht zu empfehlen.

 

Ein Huf braucht Reize, es ist ein Tastorgan für das Pferd und wird durch verschiedene Untergründe stimuliert. Ein Huf passt sich den Untergründen, auf denen das Pferd läuft, soweit möglich an. Pferde im Rennsport sind viel auf tiefen Sandpisten unterwegs, ihre Hufe neigen dazu mehr Fläche zu bilden, damit sie im tiefen Sand besser vom Fleck kommen. Es entstehen flache breite Hufe, die eher wenig Substanz haben. Das liegt auch an den langen Strecken, die sie zurücklegen. Ein Pferd, das in steinigem, hartem Gelände unterwegs ist, braucht eher kleinere und steilere Hufe. So wird der Huf nicht so stark auf dem harten Boden strapaziert. Und die Hufe finden auch in unwegsamem Gelände immer einen kleinen Vorsprung, auf dem sie Halt haben.

Die Hufbeschaffenheit und Form hängt auch etwas von der Pferderasse ab. Obwohl sie schon seit einer gefühlten Ewigkeit von einem Land ins andere transportiert werden, sind gewisse Rassemerkmale kaum davon berührt. Ein Englisches Vollblut wird immer weiche Böden bevorzugen, wenn es die Wahl hat. Es kommt aus einem Land, in dem es viel regnet und die Böden nachgiebig sind. Ein Islandpferd hat beispielsweise ein raueres Klima und teilweise härtere Böden in seiner DNA. Seine Hufe sind bei englischen Bodenverhältnissen eher schwer gesund zu halten. Dennoch wird es versuchen seine Hufwände flacher zu gestalten, damit es weniger Mühe hat. Die Anpassungsfähigkeit ist also da, aber dennoch auch begrenzt.


Für den Huf abrasiver Schotterboden
Für den Huf abrasiver Schotterboden

 

Sehr abrasive Flächen sind in den Auslaufbereichen eher klein zu halten, dazu gehört blanker Betonboden und Flächen mit Bruchmergel- und Schotter. Aber auch sie haben ihre Berechtigung, sie helfen z.B. mit Zerfallshorn von der Hufsohle abzutragen.

Wir sollten im besten Fall ein Verhältnis von 50/50 haben zwischen weichen Flächen, bei denen die Hufe im Minimum bis zur Sohle einsinken können und härteren Bereichen. Der Bereich um Futter- und Wasserstellen sollte befestigt sein und bei allen Wetterbedingungen festen, rutschsicheren Untergrund bieten. Dieser darf ruhig federnd sein, wie z.B. Gummimatten (klassisch von Mainer https://adtr.co/r8zu06) oder Fallschutzplatten (https://adtr.co/t7issn in gedeckten Bereichen reichen auch jene aus dem Baumarkt, die bei Nässe aber rutschig sind) es bieten. Es sollte kein reiner Naturboden sein. Da die Pferde hier in der Regel viel Zeit verbringen ist es wichtig, dass die Hufstatik, während der Zeit, in der das Pferd frisst, unterstützt wird. Sonst schleichen sich gerne Fehlhaltungen und einseitige Abnutzungen ein. Stehen die Pferde hangaufwärts, ist das vertretbar, solange alternative Fressplätze bestehen. Pferde, die hangabwärts zur Heuraufe stehen, tun ihrem Bewegungsapparat auf lange Sicht keinen Gefallen.

Mit der Verwendung der Gummimatten am Fressplatz, geht auch der Abrieb etwas zurück. Oft drehen die Pferde hier viel auf der Hinterhand, um den Fressplatz zu wechseln, diese Bewegung verbraucht viel Material vom Huf.


Bodenraster aufgefüllt mit Sand
Bodenraster aufgefüllt mit Sand

 

Im restlichen Auslauf bietet sich immer an einen Teil mit Sand auszustatten. Es sollte so viel Sand sein, dass der Untergrund wirklich weich ist und die Pferde ihn auch nutzen möchten, um etwas draussen zu liegen. Gerade, wenn es nicht regnet und kalt ist, liegen die Pferde oft lieber draussen zum Schlafen als im Stall. Die Grösse des Sandplatzes sollte also der Anzahl Pferde im Stall angepasst werden. Der tiefe Sand bietet den Hufen die Möglichkeit einzusinken. Pferde mit flachen Hufen entlasten dort besonders gerne und die Pferde haben so auch einen Untergrund, auf dem sie allfällige Fehlstellungen selbst korrigieren können. Die Muskulatur kann so entspannen und eine Pause haben. Die Hufsohle erhält in dem tiefen Sand wichtigen Gegendruck, der Huf wird dabei gleichmässiger belastet und die Strukturen können die Lasten besser tragen sowie ausgleichen. Das beugt wiederum Fehlhaltungen vor, die entstehen können, wenn überlastete Hufe, die z.B. nur auf hartem Boden unterwegs sind keine Möglichkeit zur Entlastung haben. Folgen von zu wenig Sohlengegendruck können auch Hufbeinabsenkungen sein.

 

Der Zugang zu einer Weidefläche ist sehr wichtig. (Siehe auch Die Pferdeweide – worauf man achten sollte.) Je nachdem wie viel Weidezeit möglich ist, sollte auch diese Bodenbeschaffenheit in die Überlegungen mit einbezogen werden.

Ist es ein schwerer lehmiger Boden, der im Winter nur bei Frost genutzt werden kann oder haben wir einen sandigen Boden, der auch im Winter gute Möglichkeiten bietet? Weideland bietet einen tollen nachgiebigen Untergrund, der der Hufgesundheit dient und auch den Bewegungsapparat fördert.

 

Damit die Hufe auch eine gewisse Widerstandsfähigkeit entwickeln, können Laufwege parallel zueinander mit unterschiedlichen Beschaffungen erstellt werden. Das kann nach Belieben ausprobiert und auch den Bedürfnissen der Pferde angepasst werden. Dazu eignet sich z.B. auf kurzen Teilen; etwas wirklich grober Rundkies auf hartem Schotter-Untergrund; feinerer Rundkies höher aufgeschüttet; Ziegelbruch verschiedener Grösse; grobe Holzschnitzel – den Ideen sind fast keine Grenzen gesetzt. Damit das Wandhorn nicht zusätzlich strapaziert wird und das Verletzungsrisiko klein bleibt, würde ich keine Bruchsteine verwenden. Ziegelbruch nutzt sich nach relativ kurzer Zeit etwas ab und ist nicht gleich hart wie Stein.

Wer nicht über so viel Platz verfügt diverse Böden einzurichten, dem empfehle ich als Tretschicht einen Sandigen Boden mit relativ feinem Sand (0.2 - 0.5mm) und Rundkies (2 - 3cm) zu mischen. So muss der Huf aktiv arbeiten, der Abrieb bleibt überschaubar. Einzig bei Frost ist er etwas höher, was aber generell auf Sandböden zutrifft.

Sandboden mit Rundkies
Sandboden mit Rundkies

Grundsätzlich sind Pferde Tiere, die gerne umherwandern und Neues entdecken. Mobile Hinternisse, wie Baumstämme oder Äste, können gut umplatziert werden, bieten Beschäftigung und mobilisieren täglich. Den Auslauf durch das Umzäunen zu ändern und andere Laufwege zu etablieren bringt Abwechslung.

 

Die abwechslungsreich gestalteten Laufwege bringen einiges an Arbeit mit, gerade wenn sie in Hanglagen sind. Gerne wird deshalb lieber auf befestigte Untergründe ausgewichen. Dazu eignen sich auch Raster, die verlegt werden und dann mit diversen Füllstoffen befestigt werden. Hübner-Lee bietet eine sehr professionelle Lösung an, hier gibt es Raster mit diversen Füllmöglichkeiten. Darunter auch Gummiquadrate oder Pflastersteine. Auf Teilbereichen ist so eine Bodenbefestigung sicher vertretbar. Doch immer öfter gibt es Ställe ohne abwechslungsreiche Laufwege und mit mehr klassisch befestigten Untergründen. Das ist wirklich ein Problem. So haben wir gleichzeitig viele negative Einflüsse auf die Hufgesundheit der Pferde, wie auch oben bereits beschrieben.

 

Bodenraster im Auslauf mit abrasiver Füllung
Bodenraster im Auslauf mit abrasiver Füllung

In vielen Ställen sind die Fressplätze aus Bequemlichkeit und auch aus finanziellen Gründen betoniert oder mit Rastern befestigt. Wobei der Abrieb gross ist, da die Zeit, die hier verbracht wird, oft ebenfalls lang ist. Wer bereits einmal ein "runtergelaufenes" Pferd hatte, der weiss, wie schmerzhaft das für das Pferd sein kann. Deshalb finde ich es sehr wichtig individuelle Lösungen für Ställe zu finden. Es gibt kein Shema-F für einen funktionierenden Stall, ausser man hat unendliche Möglichkeiten der Gestaltung und viel Platz. Für die Stallbetreiber ist es natürlich sehr zeit- und kostensparend möglichst viele befahrbare Böden zu haben und diese entsprechend einfach, oft maschinell Reinigen zu können. Ein Offenstall, der keine Rücksicht auf die Hufe nimmt, ist für mich keine gute Option.

Mein Pferd muss ja 24/7 dort sein und kann nicht ausweichen. Ein Offen- oder Aktivstall kann toll sein, wenn die Balance stimmt. Deshalb lohnt sich immer eine detaillierte Besichtigung und auch die gezielten Fragen nach der Situation im Winter und nach der Bereitschaft für individuelle Lösungen.

 

Mein Fazit zu den Böden im Offenstall ist deshalb, sich gut zu informieren ist die halbe Miete.

Ein Offenstall kann die Arbeit für Stallbetreibende verändern, er sollte aber nicht nur dazu dienen Zeit einzusparen auf Kosten der Pferdegesundheit. In erster Linie soll das Pferd profitieren und auch einen gesunden Lebensstil haben können, viel Bewegung ist gut und zusammen mit den richtigen Böden unterstützen wir gesunde Hufe und einen funktionierenden Stoffwechsel.

 


 

 Dieser Artikel enthält Affiliate-Links. Das bedeutet, dass ich eine kleine Provision erhalte, wenn du über einen der Links einkaufst. Du zahlst deshalb keinen Rappen mehr, es ist einfach eine tolle Möglichkeit, meinen Blog zu unterstützen. Danke an alle, die das machen. Ich verlinke natürlich nur Produkte, die ich selber verwende und euch gerne weiterempfehle.

 

 


Kommentare


Hey, ich bin Carolin!
19.080_0026 (2).jpg

Ich helfe Menschen und ihren Pferden dabei eine erfolgreiche Beziehung aufzubauen.

Unterstütze mich, indem du hier einkaufst, das sind Affiliate Links, ich bekomme eine kleine Provision, wenn du über den Link auf die Seite gehst. Du bezahlst keinen Rappen mehr. Danke an alle, die dabei helfen meinen Blog zu unterstützen.

bottom of page