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Die Pferdeweide – worauf man achten sollte.

Aktualisiert: 30. Aug.

Pferde auf der Weide
Pferde auf der Weide
Die Weidefläche ist für ein Pferd das Wichtigste überhaupt. Sie ist die Apotheke, Entspannungsquelle und Wellnessoase.

Sie fördert die Gesundheit und ein langes Leben, sofern sie gesund ist. (Für all jene die mehr zum Thema Gras und Vorbehalte lesen möchten, findet ihr hier weitere Artikel: Was der Pferdehuf mit Gras zu tun hat - oder auch nicht)

 

Eine Pferdeweide sollte so gross sein, dass sie sich erholen kann. Das bedeutet, es ist von Vorteil mehrere Flächen für die Pferde zu haben. Im Idealfall vier ca. gleichgrosse, das hat sich bei mir jedenfalls sehr bewährt. So kann man, bei wöchentlicher Rotation, jeder Fläche genug Erholung geben. 

Die Fläche ist zu klein, wenn die Pferde nicht eine Woche lang täglich 10-12h in der Weidesaison dort grasen können und das Gras aufs absolute abgegrast wird. So wird die Fläche zu sehr gestresst und erholt sich viel langsamer wieder.

Es gibt auch andere Weidemodelle mit einem Trail um mehrere Weideflächen herum. Hier sollte man schauen, dass der Trail befestigt ist und nicht reine Grasfläche, sofern er immer in Benutzung ist. Sonst haben wir auch hier zu gestresste Flächen. Erhält auch der Trail ausreichend Pause, darf er auch gerne auf Gras sein.

 

Die Pferdeweide sollte so divers wie möglich sein. Wir möchten möglichst viele verschiedene Gräser und Kräuter auf der Wiese. Dazu gehören im besten Fall auch Bäume und Sträucher, die Schatten spenden und Nahrung bieten. Solange die Weide sich erholen kann, bleibt die Diversität grösstenteils erhalten. Ist dies nicht möglich, werden zuerst die Kräuter und dann die weniger starken Gräser verdrängt. Eine Pferdeweide ist sowieso sehr strapaziert, da Pferde invasive Weidegänger sind. Sie fressen das Gras sehr kurz und machen eher grössere Trittschäden. Im Frühling und Herbst sollte beim Weidewechsel nachgesät werden, Löcher beseitigt und Mist entfernt werden. Je nach Düngesituation sollte die Weidefläche auch nachgedüngt werden, damit die Fläche im Gleichgewicht bleibt (einen passenden Dünger von Pavo, extra für Pferdeweiden findet ihr hier https://tidd.ly/4msgVcd). Eine regelmässige Anwendung von effektiven Mikroorganismen (z.B. Bodenfit von EM-Schweiz), kann die Erholung des Bodens fördern. Überall wo etwas weggenommen wird (z.B. durch fressende Pferde) muss auch gepflegt und Nährstoffe zurückgegeben werden. Ein Striegeln der Fläche im Frühling bringt Sauerstoff an die Wurzeln und fördert das Wachstum. Wer seine Weiden nicht mit grossen Maschinen bearbeiten kann oder möchte, kann auch mit Handarbeit viel erreichen. Von Zeit zu Zeit das Moos zu entfernen und einer Verfilzung vorzubeugen, hält die Grasnarbe gesund und den Bestand an Gräsern stabil.


Moos aus Pferdeweide
Moos aus Pferdeweide, Quelle:freehorse.ch

Pferdeweide nach der Moosentfernung
Pferdeweide nach der Moosentfernung Quelle:freehorse.ch

Zur Moosentfernung eignet sich ein stabiler kurzer Rechen. Wie etwa dieser https://amzn.to/4m06RY9

Der Rechen sollte aus Metall sein und nicht zu schmale Zinken haben.

 

Im Februar und März können vertrocknete Gräser, die beispielsweise unter den Zäunen wachsen, getrost entfernt werden, sie machen den Weg frei für das junge Grün. Ältere grüne Gräser aus dem Herbst und Winter sollten stehen gelassen werden, sie werden gerade zu beginn der Vegetationszeit gerne gefressen. Bitte mäht keine Wiesen "schön", im Frühling wachsen die Gräser mit den Samensträngen zuerst und läuten auch für die Pferde den Wechsel zur warmen Jahreszeit ein. Die Samen sind wichtig für die Pferde, sie sind nach dem Winter eine willkommene Energiequelle, sie bieten neben Informationen auch viele Nährstoffe, die den Stoffwechsel anschieben und die Entgiftungsprozesse des Pferdekörpers fördern. Sie enthalten vergleichsweise viel Phosphor und fördern den Zellstoffwechsel.

 

Bietet euren Pferden das ganze Jahr Zugang zu Weideflächen. Wie bereits oben erwähnt, braucht das Pferd die Informationen zu den Jahreszeiten aus der Vegetation. Es muss im Winter keine tägliche Weide und Matschweide sein, aber auch in der kalten Jahreszeit ist regelmässiger Weidegang wichtig. Das Pferd ist viel ausgeglichener und zufriedener, wenn es regelmässig auf die Weide darf. Ich habe dafür einen eingezäunten Bereich, wo die Pferde oft grobes Gras finden und dieses sowieso in der warmen Jahreszeit weniger fressen. So kann ich den Rest der durchs Jahr mehr belasteten Weiden am besten schonen. Lässt man die Pferde ab März auf die Weide, hat man den grossen Vorteil, dass ein Angrasen nicht nötig ist. Denn die Pferde finden noch nicht viel Gras auf der Fläche, das meiste ist noch vom Vorjahr und über den Winter nur wenig gewachsen. Sie fressen bewusst zuerst vom alten Gras und nur wenig Junges, der Magen kann sich in Ruhe umstellen und die Produktion der Verdauungs-Enzyme wieder anpassen. Kolikprobleme hatte ich seither nie wieder und ich füttere auch das ganze Jahr durch Heu. Es gibt also keinen Cut der Futtermittel von Heu auf Weide oder umgekehrt. Am besten lässt man sie ab März zuerst auf kleine Teile der Flächen, vorzugsweise auf jene, die man im Oktober als erstes geschlossen hat. So strapaziert man die Flächen nicht übermässig.

Ab März steigere ich den Weidegang von einer Stunde bis ca. 4 Stunden im April. Das ist aber nur nötig, wenn die Fläche knapp bemessen ist. Wer viel Platz hat, kann die Pferde auch mehr weiden lassen. Sobald die Vegetation gut in Gang ist im Mai, beweide ich die ganzen Flächen, wie oben beschrieben, in Rotation. Pferde die aus saisonaler Weidehaltung kommen (meist Mai bis Oktober) sollten gut beobachtet werden, da sie eben diesen Cut im Futter haben und so zuerst Anlauf brauchen, um die richtigen Verdauungsenzyme wieder zu bilden.

Man kann diese groben Futterwechsel abfedern, indem man auch im Winter mit seinem Pferd im Wald und an Feldrändern grasen geht, sie Zugang zu Ästen und Laub haben.

Das kann auch für Pferdebesitzer interessant sein, die nicht die Möglichkeit haben an der Weidesituation viel zu ändern. Beispielsweise weil keine alternativen Ställe in der Nähe sind.

 

Gestresstes Gras

 

Ich habe oben darauf hingewiesen, dass Weideflächen gestresst sein können. Das ist dann der Fall, wenn die Grasnarbe extrem kurz ist und der Erdboden gut sichtbar ist.

Leider ist das in der Pferdehaltung gang und gäbe, Pferde stehen auf Weiden, die eigentlich keine Weiden mehr sind, da dort kaum bis kein Gras mehr wächst. Das Pferd versucht dennoch zu fressen, da es instinktiv nach den nötigen Nährstoffen sucht. Die Böden werden unentwegt verdichtet. Meist nicht gedüngt und auch nicht zur Erholung in Ruhe gelassen. Das Pferd steht nicht selten die ganze Saison auf ein und derselben Weide, die auch vielfach zu klein ist. So eine Weide ist dann keine gesunde Weide, die eine gute Apotheke bildet und auch keine geeignete oder ausreichende Nährstoffquelle. Das Gras kämpf genauso ums Überleben, wie das Pferd das Bedürfnis hat mehr davon zu fressen. Es bildet Bitterstoffe, damit es nicht mehr so wohlschmeckend ist, ein von der Natur sehr schlauer Schachzug, damit es Erholung hat und regenerieren kann. Dies ist aber auf einer Dauerweide kein Schutz, denn das Pferd frisst es dennoch. Es hat ja keine Möglichkeit auszuweichen.

 

Die Auswirkungen einer gestressten Weide auf das Pferd

 

Ein Pferd, dass gestresstes Gras frisst, nimmt damit auch die Botenstoffe auf, die das Gras aussendet. Das übriggebliebene Gras bündelt seine Kräfte, um zu überleben und gibt diese ans Wurzelwerk ab, anstatt ins gesunde Wachstum nach oben. Das Pferd nimmt also Stoffe auf, die seinen Organismus mehr belasten und ihm wenig Nährstoffe bieten.

Dem Pferd fehlen u.U. wichtige Vitamine, dazu nimmt es mehr Giftstoffe auf, die wieder ausgeschieden werden müssen.

Der Stoffwechsel wird durch so eine Weidestrategie eher lahmgelegt als angeregt. Als Resultat habe ich ein schlankes, aber ungesundes Pferd. Einige Pferde fressen so verzweifelt weiter an der kurzen Grasnarbe, dass sie davon angeschwollene Ganaschen bekommen. Die Kaumuskulatur verhärtet und blockiert teilweise. Das Pferd braucht nach dem Weidegang Erholungszeit, bis die Schwellung zurückgeht. Wer sich etwas mit der Funktion des Kiefergelenkes für den ganzen Bewegungsapparat und die Psyche des Pferdes beschäftigt hat, dem sind die negativen Auswirkungen klar. (separater Artikel?) Diese Art des Weidegangs ist somit eher ein Stressfaktor für die Pferde, da sie nie in die Wohlfühlphase kommen und ihre natürlichen Bedürfnisse nach genug Grünfutter befriedigen können. Der Entspannungsfaktor fällt also grösstenteils weg, viele Pferde in so einer Haltungsform bekommen auch kein Heu auf die Weide, damit sie ihr Hungergefühl zumindest stillen könnten. Für die Psyche des Pferdes sollte die Koppelzeit dem Abbau von Stress durch Zeit mit Artgenossen dienen, dem kann so nicht entsprochen werden.

Ein weiterer Punkt ist, dass die Menge des Grases durch diese Art Weidemanagement verschwindend gering ist. Das Pferd ist aber für die langfristige Gesunderhaltung der Organfunktionen und des Wasserhaushaltes auf feuchtes grünes Futter angewiesen. Im Winter wärmt es den Körper mit angetrockneten Gräsern, im Sommer kühlt es an warmen Tagen den Organismus ,durch Fressen von frischem feuchtem Gras, herunter. Diese natürliche Möglichkeit der Regulierung nehmen wir dem Pferd bei dieser Form der Weidehaltung. Die Folgen können wir auch an der Hornbildung des Hufes sehen. Diese Pferde haben selten eine glatte, durchgehende Struktur der Hornröhrchen, sogenannte Eventlinien sind häufig erkennbar. Daran sieht man die Veränderung im Stoffwechsel, die mit der Fütterung einhergeht.


gestresste Weide
Gestresste Weide

 

Der Weidegang hat für Pferde noch andere gesundheitliche Aspekte, die Weide ist mehr als nur Futtergrundlage. Die Mikroorganismen im Erdboden beugen Fäulnisvorgängen vor, wie etwa Strahlfäule oder white-line-disease. Der weichere Erdboden gibt dem Huf beim Laufen die Möglichkeit einzusinken und den ganzen Huf zu belasten. Durch diesen Bodengegendruck wird je nach Huftyp die Pumpfunktion der Hufe beim Laufen verbessert. Wenn das Gras feucht ist, kann der Huf die Feuchtigkeit über einen längeren Zeitraum gut aufnehmen und die Elastizität des Hornes und damit auch des Hufes wird erhalten. Pferde mit schwungvollen Bewegungen profitieren meistens von weicheren Böden. Sie haben weniger Rückenschmerzen, sind allgemein weniger steif.

Ist ein Pferd womöglich seit Geburt auf gestressten Weiden unterwegs, hat das auch einen Einfluss auf die natürliche Schiefe dieses Pferdes.

Als Fohlen kommen sie kaum an das Gras, da die Beine zu lang sind. Sie gewöhnen sich an sich sehr schief, mit viel Gewicht auf einer einzelnen Vordergliedmasse zum Grasen hinzustellen. In einigen Fällen grasen sie einfach auf den Karpalgelenken im Kriechgang. Beide Fehlhaltungen produzieren Muskelverkürzungen, die oft bis ins Erwachsenenalter der Pferde erhalten bleiben. Insbesondere, wenn diese Pferde das Leben lang auf einer solchen Weide bleiben, ist es sehr aufwändig sie im Training nachhaltig geradezurichten. Fohlen und Pferde, die auf Weiden grasen dürfen, die genug Gras aufweisen, müssen nicht so nah am Boden grasen und können sich mehr Entspannungszeit nehmen, da sie ihr Bedürfnis nach genügend Nährstoffen und frischem Gras befriedigen können. Sie dösen auch öfter auf der Weide und sind entspannt, gerade weil es noch viel Gras um sie herum hat und sie keinen Stress haben.


Grassamen zum Ansäen und Füttern


Es lohnt sich immer wieder verschiedene Grassamen zu kaufen und so für Diversität auf den Weideflächen zu sorgen. Das Ansäen von Gras empfehle ich im Frühling und Herbst, wenn genügend Bodenfeuchte vorhanden ist und die nächtlichen Temperaturen nicht unter 6 Grad fallen. Wer es richtig gut machen möchte, raut den Boden vorher an, damit die Samen auf dem Erdboden etwas besser hängen bleiben. Am besten unmittelbar vor Regen. Grassamen keimen auch, wenn sie nur oberflächlich aufgestreut werden. Alternativ kann man nach dem Ansäen die Pferde einen weiteren Tag auf die Fläche lassen, sie treten die Samen gut ein. Wer Luzernegras einsäht, muss sich etwas mehr Mühe machen und diese ca. 1 cm tief im Boden einbringen, ansonsten gehen die Samen schlecht bis nicht auf. Wer eine stark und über Jahre strapazierte Fläche wieder ansäen möchte, sollte genügend Saatgut verwenden.


Hier findest du Samen zum Bestellen, die ich ebenfalls verwende:


  • Hega Grasland, wird auch in die Schweiz geliefert, ist günstiger und vielfältiger (als das doppelt so teure Saatgut von z.B. der Landi) https://amzn.to/44XfFb8

  • Wer in Deutschland ein Postfach hat, dem empfehle ich auch die Progreen Grasmischungen wärmstens https://amzn.to/4fjFyWc, sonst gibt es eine Auswahl davon auch auf agrarshop.ch

  • Eine Kräutermischung zum Einsäen findest du hier https://amzn.to/40NH4tB

  • Auf horze.ch findet man noch das Pre Alpin Saatgut von Agrobs, das ich wegen der vielen verschiedenen Samen gerne kaufe

  • Das Einsäen von Luzerne wird immer interessanter, da auch bei uns die Böden durch trockene Sommer strapaziert werden. Luzernegras kann helfen, die Böden locker zu behalten und bildet tiefere Wurzeln, wodurch es der Trockenheit mehr entgegen zu setzen hat. https://amzn.to/4lYExW8 (leider habe ich in der CH keinen Anbieter für Luzernegras gefunden)


Meinen Pferden biete ich im Frühling auch Saatgräser zum Fressen an. Sie nehmen sie sehr gerne. Das kann auch eine Alternative sein, wenn man eine bescheidene Weidesituation hat, immerhin eine geeignete Nährstoffquelle anzubieten. Allerdings können auch diese keine frischen Samen im Frühling zu 100 Prozent ersetzen.


Da ich bei meinen Kunden und Kundinnen immer das Grosse Ganze betrachte, um dem Pferd möglichst gut zu helfen, bin ich auch offen dafür deine Weidesituation individuell anzuschauen. Mache dafür bitte einen Termin über meine Webseite freehorse.ch


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